Die Grube Messel ist ein Abbaugebiet
von Ölschiefer gewesen. Im Rahmen dieses Abbaus wurden schon
1884 die ersten Fossilien gefunden. Durch den fast ein Jahrhundert
Tagebau, der 1971 eingestellt wurde, enstand so eine ca. ein Kilometer
breite Senke.
Obwohl die Fossilienfunde aufgrund ihrer Qualität weltweit
für Aufsehen sorgten, war dies für den Hessischen Landtag
kein Argument, die Grube Messel nicht als Müllkippe zu verwenden.
Zu sehr brannte den Politikern das Müllproblem auf den Nägeln.
Es war beschlossener politischer Wille, daß die Grube Messel
nach Beendigung des Ölschieferabbaus Südhessens größte
Müllkippe werden sollte. So blieb dem Frankfurter Naturmuseum
Senckenberg, das seit 1992 die Leitung der Ausgrabungen übernommen
hatte, zunächst nur Zeit für "Notgrabungen",
um wenigstens einen Teil der Fossilien für die Wissenschaft
zu sichern.
Aber gegen die Pläne der Politik regte sich in der Region immer
größerer Widerstand. Eine Messeler Bürgerinitiative
zwang die Verantwortlichen zu einem zähen Weg
durch die Rechtsinstanzen, so daß die Pläne einer Müllkippe
nicht rasch verwirklicht werden konnten. Und zu guter Letzt hatte
die Bürgerinitiative auch Erfolg - aber nicht wegen Einsicht
in den geplanten Frevel, nein ein Verfahrensfehler ließ die
rechtliche Waage schließlich zugunsten der Messeler Bürger
entscheiden.
Das Land Hessen kaufte schließlich das Gelände auf und
unterstellte es dem Naturmuseum Senckenberg, das jetzt in Ruhe graben
und forschen kann. Mit der Anerkennung als Unesco-Weltnaturerbe,
die 1995 ausgesprochen wurde, erlebte die Grube Messel eine Wertung,
die allen Müllkippen-Befürwortern heute noch die Schamesröte
in die Wangen treiben dürfte.
Mittlerweile kann die Anzahl der Funde wissenschaftlich kaum noch
bewältigt werden, und obwohl man sich an die hohe Qualität
der Fossilien gewöhnt hat, sorgen einzelne Funde doch immer
wieder für weltweites Aufsehen. Oft sind kleinste Details der
Fossilien wie Schuppen, Haare, Weichteile, ja sogar Mageninhalte
erkennbar. Nirgendwo anders auf der Erde läßt sich ein
derart genauer Einblick in den Zeitraum von der Kreidezeit zum Tertiär
gewinnen (Eozän). Der Odenwald lag zu dieser Zeit noch auf
dem Breitengrad von Sizilien und hatte ein tropisches Klima (Träume
im Winter...). Wer sich einmal in diese Zeit versetzen will, sollte
auf die Aussichtsplattform der Grube gehen und seine Gedanken schweifen
lassen.
Die Fossilienfunde, die öffentlich zugänglich gemacht
wurden, sind leider nicht an einer Stelle gesammelt worden. Sie
sind
über drei Museumsstandorte verteilt: das Fossilienmuseum in
Messel, das Hessische Landesmuseum in Darmstadt und das Naturmuseum
Senckenberg in Frankfurt. Für alle Menschen, die an Fossilien
Interesse haben, ist der Besuch mindestens eines Museums ein
Muß.
Das Land Hessen hat jetzt die Gelder für ein Besucher- und Informationszentrum
direkt an der Grube zur Verfügung
gestellt. Dort soll dann auch ab 2008 ein 3D-Film mit dem Titel
"Flug in das Bohrloch" gezeigt werden, der aktuell produziert wird.
Es soll eine Zeitreise anhand des 344m tiefen Bohrlochs werden,
das die Forscher in der Grube Messel gebohrt haben um Aufschlüsse
über die geologische Vergangenheit zu gewinnen.
Ach ja, Müllkippe - heute klagen die Müllverbrennungsanlagen
in Hessen über eine zu geringe Auslastung. Etliche andere Müllkippen-Planungen
wurden erfreulicherweise deshalb auf Eis gelegt.
Links:
Senckenberg-Museum
Hessennet
Hessisches
Ministerium für Wissenschaft und Kunst
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Aktualisiert:
19.08.2005
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