Das Wissen um die Trainingsbereiche
ist eine feine Sache, um den Umfang und die Intensität des
Trainings nach seinen persönlichen
Zielvorstellungen steuern zu können. Nur - wie kann ich meine
persönlichen Trainingsbereiche aus den ganzen theoretischen
Überlegungen ermitteln?
Geräte, die während des Trainings konstant den Laktatspiegel
messen sind mir unbekannt, aber das wäre vermutlich eine recht
optimale Methode um die Traningsintensität zu steuern. Aber da der Laktatspiegel im Blut mit der Höhe
der Herzfrequenz korreliert, kann man die Herzfrequenz als einen
einfach und kontinuierlich zu messenden Parameter für die Trainingssteuerung
heranziehen. Deshalb finden die Herzfrequenzmeßgeräte auch
im Breitensport zunehmenden Anklang, zumal sie auch recht preiswert
geworden sind. Man (frau) braucht ja nicht das Topmodell z.B. von
Polar mit Anschluß an den eigenen Computer zu kaufen, das
preiswerte Modell vom Lidl, Aldi, Plus usw. reicht meistens vollkommen
aus. Ich persönlich kann nur jedem empfehlen mit einem solchen
Gerät zu trainieren. Ohne Herzfrequenzmessung trainiert man
praktisch immer zu intensiv, was einen geringen Trainingseffekt
und Überlastungsrisiken zur Folge hat.
Hat man dann ein solches Gerät erworben, steht man vor der
nächsten Hürde: "Wie hoch ist um alles in der Welt
denn meine maximale Herzfrequenz, damit ich weiß, in welchem persönlichen Leistungsbereich ich gerade fahre?". Dafür gibt es glücklicherweise
eine Faustregel die besagt:
HFmax = 220 minus
Lebensalter
d.h., bei einer 30 Jahre alten Frau
beträgt die HFmax ca. 190 Schläge pro Minute. Mit diesem
Wissen bewaffnet, kann man sich nun anhand der Tabelle aus dem Kapitel
"Stoffwechsel" seine Trainingszonen
errechnen.
Nun haben es Faustregeln nun mal an sich, daß es halt nur
Faustregeln sind. Im Einzelfall können die persönlichen
Werte deutlich von der Faustregel abweichen. Und außerdem
ändern sich die Trainingsbereiche auch im Laufe des Jahres,
abhängig vom Trainingszustand.
Daher akzeptiert man entweder die Unsicherheit der Faustregel, oder
man macht einmalig oder mehrmals im Jahr einen Leistungstest (Leistungsdiagnostik) mit Laktatbestimmung
und errechnet anhand der Laktatwerte die entsprechenden Herzfrequenzwerte.
Der Leistungstest kostet allerdings ein paar Euro (ca. 100-200), ist aber der Goldstandard mit der höchsten Genauigkeit.
Auch die steigende Belastung auf der Rolle oder auf einer ruhigen
Straße bei einer Trittfrequenz von ca. 75-80/min bis zur absoluten
"Kotzgrenze" unter der Aufbietung der allerletzten Kräfte
ist eine Möglichkeit, die maximale Herzfrequenz zu bestimmen,
um dann das Training steuern zu können.
Aber zu diesen regelmäßigen Leistungstests gibt es
eine Alternative von den Herzfrequenzmesser-Herstellern. Die teureren Geräte berechnen
aus Herzfrequenzvariabilität (Unregelmäßigkeit des
Herzschlages), Körpergewicht, Größe und Alter über
geheim gehaltene Formen einen sogenannten "Own Index".
Dabei können drei
Trainingsbereiche eingestellt werden (Low,
Basic, High), die vor jeder Trainingseinheit neu bestimmt werden können.
Laut einem Test im Magazin "Tour" ist die Meßgenauigkeit
für Hobby- und Amateurzwecke ausreichend. Allerdings funktioniert
das Prinzip offensichtlich nicht bei jedem Menschen. Bei mir z.B.
kommen bei der Testung unmögliche Werte raus, während die
meines Trainingspartners stimmen dürften. Vielleicht sollte man
beim Händler erst mal testen, bevor man knapp 150 € auf
den Tisch legt.
Eine Variante zur Festlegung der individuellen Belastungsintensitäten
ist der Conconi-Test. Dieser Test ist nach dem (wegen Dopingverdacht) umstrittenen
italienischen Arzt Conconi benannt, der diesen Test eingeführt
hat. Dieser Test basiert auf der Tatsache, daß die Herzfrequenz
im nicht-maximalen Bereich linear ansteigt und im maximalen Bereich
plötzlich nur noch wenig ansteigt. An dem Punkt, an dem der lineare
Anstieg abbricht (dem Umschlagpunkt) beginnt der Körper vermehrt
auf den anaeroben Stoffwechsel umzuschalten. Er kennzeichnet die sogenannte
aerobe-anaerobe Schwelle (ANS). Hier beginnt in Bezug auf die Trainingszonen der sog. Spitzenbereich
Grundsätzlich sollte man bei allen Tests die Umgebungsbedingungen
beachten, die die Testergebnisse beeinflussen können. Wenn man
vor der Belastung kohlenhydratreiche Nahrung oder zuckerhaltige Getränke
zu sich genommen hat, so können die Laktatwerte höher ausfallen
als bei einer Wasserzufuhr.
Sind die Glykogenspeicher nicht ausreichend gefüllt (z.B. Training
am Vortag oder am Testtag), so wird auf den Belastungsstufen zu wenig
Laktat gebildet (man erscheint leistungsfähiger als man ist).
Auch die Kleidung kann das Testergebnis beeinflussen. Ist z.B. kein
ausreichender Wärmeaustausch gegeben, so steigen Herzfrequenz
und die Laktatwerte an. Zusätzlich ist auch der Biorhythmus des
Sportlers in Betracht zu ziehen. Die Leistungsfähigkeit schwankt
im Tagesverlauf, daher sollten die Tests aus Vergleichsgründen
immer ungefähr zur gleichen Tageszeit stattfinden.
Seitenanfang
Aktualisiert:
27.06.2009
|